22. Aventiure - Wie Kriemhild von Etzel empfangen wird















Um König Etzels internationale Beziehungen zu zeigen, nenne ich hier einige Begleiter seines Hochzeitzuges. Der Herzog Ramung aus dem Land der Walachen, Fürst Gibech, Hawart und Iring aus Dänemark, Blödel, der Bruder Etzels, aus dem Hunnenland, Dietrich von Bern mit seinen Rittern und viele Russen, Ritter aus der Gegend von Kiew, Polen, Griechen und Walachen, deren Namen ich nicht kenne. So wird König Etzel von mindestens vierundzwanzig Fürsten begleitet und alle haben ihre Ritter dabei. So begegnen sich Kriemhild und Etzel zum ersten Mal. Viele Männer sind überzeugt, dass Helche nicht schöner als Kriemhild war. Rüdiger zeigt Kriemhild, welche Ritter sie küssen und welche sie nur gewöhnlich begrüßen soll. Jetzt ist wieder Zeit für Ritterspiele! Rüdiger hat für Kriemhild ein kostbares Zelt mit einem königlichen Thron aufgebaut. Am nächsten Tag geht die Reise weiter nach Wien, dort wird die Hochzeit stattfinden. Das Fest fällt auf Pfingsten und wird von allen ungeduldig erwartet. Es wird eines der größten Feste, an das sich jemals jemand erinnern wird. Etzel und Kriemhild zeigen sich großzügig. Das Fest dauert siebzehn Tage und Kriemhild sieht mit Freude, dass ihr hier mehr Ritter untertan sein werden als in Niederland. Mit Wehmut denkt sie an Siegfried und sie ist froh, nach so langem Leid so viel Ehre zu bekommen. Es wird Gold in Mengen verteilt und Wärbel und Schwemmel, die Spielleute Etzels, bekommen mindestens tausend Mark als Lohn, jeder wohlgemerkt. Nach Wien machen sie noch Halt in Hainburg, und in Meisenburg besteigen sie Schiffe auf der Donau, die sie zur Etzelburg bringen. Dort warten die junge Herrat, Tochter der Schwester Helches, und viele edle Mädchen auf ihre neue Herrin. Kriemhild nimmt sehr machtbewusst Helches Platz ein. Sie verteilt alles, was sie vom Rhein mitgebracht hat, Gold, Silber, Kleider und Edelsteine.
Die Macht Kriemhilds wird noch größer als die Helches.
In der nächsten Woche möchte Kriemhild ihre Brüder wieder sehen.
Bis dann ...

21. Aventiure - Wie Kriemhild zu den Hunnen reist















Gernot und Giselher begleiten ihre Schwester bis nach Pförring an der Donau. Die Reise geht weiter nach Passau, dort gibt es einen kurzen Aufenthalt beim Bischof, der Kriemhilds Onkel ist. Er hätte Kriemhild gerne länger da behalten, aber die Reisegesellschaft will weiter. Rüdiger hat schon durch Boten ihre Ankunft bei Gotelind vorbereiten lassen. Die Reise durch Bayern verläuft ohne Zwischenfall. Normalerweise pflegen die Bayern Reisende durch ihr Land zu überfallen und auszurauben. Nach dem Überqueren der Traun finden sie auf den Feldern an der Enns genügend Zelte und Hütten vorbereitet für ein Nachtlager. Gotlind ist angereist um Kriemhild zu begrüßen. Sie verliert alle Bedenken, die sie vorher hatte und nimmt Kriemhild herzlich auf. Um sich von den Reisestrapazen abzulenken werden Ritterspiele angesagt und unter dem Beifall der Damen wird ein Turnier geritten. Das ist wichtig, denn unter Kriemhilds Rittern verbreitet sich Ungeduld, weil die Reise beschwerlich ist und so lange dauert. Am nächsten Morgen besuchen sie die Burg der Bechelaren über der Donau. Es werden Gastgeschenke ausgeteilt und alle sind sich sehr freundschaftlich gesinnt. Kriemhild schenkt Gotelinds Tochter zwölf goldene Armreifen, obwohl sie fast ihr ganzes Hab und Gut eingebüßt hat. Beim Abschied ahnt niemand, dass sie sich nie mehr begegnen werden. Bei Melk zeigte ihnen der dort ansässige Burgherr Astold den Weg nach Österreich. Der Bischof ist bis hierher mitgeritten und nimmt jetzt Abschied von seiner Nichte, auch er wird sie nie wieder sehen. Bald nähern sie sich der Burg Zeiselmauer an der Traisen, die Etzel gehört. Helche hat hier gewohnt. Der Herrschaftskreis König Etzels ist überall bekannt und sein Hof zeichnet sich durch friedliches Zusammenleben von Christen und anders Gläubigen aus. Egal in welcher Ordnung einer lebt, der König sorgt mit seiner Großzügigkeit dafür, dass es ihm gut geht.
In der nächsten Woche empfängt König Etzel Kriemhild.
Bis dann ...

20. Aventiure - Wie König Etzel Boten ins Land der Burgunden sendet und um Kriemhild anhält















In Ungarn ist Helche, die Frau von König Etzel, gestorben. Er möchte wieder heiraten und hört von der schönen Kriemhild. Er hat Bedenken, ob sie ihn wolle, da sie Christin und er Heide ist. Sein Lehnsmann Rüdiger von Bachelaren bietet an, die Werbung zu übernehmen. Er kennt den Wormser Hof aus seiner Kindheit. Rüdiger lehnt Etzels Geld ab und finanziert die Reise selbst. Er möchte fünfhundert Ritter mitnehmen, die Etzels Macht unterstreichen sollen. Er versichert sich noch mal, dass Kriemhilds Liebe zu Siegfried kein Hinderungsgrund sein würde. Auf seiner Reise kommt er zu Hause in Bachelaren vorbei. Seine Frau Gotelind ist nicht sicher, ob sie Kriemhild mögen wird, da sie Helche sehr verehrt hat. Sie stattet trotzdem die Ritter reichlich aus, was ihr Rüdiger als Zeichen ihrer Liebe dankt. Bei ihrer Ankunft in Worms erkennt Hagen Rüdiger und er wird ehrenvoll empfangen. Als Gunther nach Etzel und Helche fragt, kann Rüdiger sein Anliegen vorbringen. Er erzählt von Helches Tod und dem Wunsch Etzels, Kriemhild zu heiraten. Gunther bittet um drei Tage Bedenkzeit. Bevor er Kriemhild fragt, lässt er seine Berater antreten. Hagen wittert wie immer, diesmal nicht zu Unrecht, Gefahr. Die Brüder sind für eine Heirat. Es wird gestritten und irgendwann geht Fürst Gere zu Kriemhild und trägt ihr die Werbung vor. Kriemhild lehnt heftig ab. Rüdiger will ihre Zweifel zerstreuen, indem er das Leid das beide erfahren haben als verbindend hervorhebt. Erst als er ihr Macht, die Krone und seine bedingungslose Treue verspricht, willigt sie ein. Sie sieht eine Möglichkeit, Siegfrieds Tod zu rächen. Als sie mit ihrem Gefolge und verbliebenem Gold abreisen will, verhindert Hagen die Herausgabe. Erst Gernot holt für sie mit königlicher Macht ca. dreißigtausend Mark aus der Schatzkammer. Markgraf Eckewart reist in alter Treue mit fünfhundert Männern mit Kriemhild und hundert schöne Mädchen ergänzen den Zug. So melden Boten König Etzel, dass er Kriemhild als Frau gewonnen hat.
Nächste Woche tritt Kriemhild ihre Reise zu den Hunnen an.
Bis dann ...

19. Aventiure - Wie der Hort der Nibelungen nach Worms gebracht wird















Kriemhild lebt jetzt freudlos in einem Haus, das man für sie in der Nähe des Münsters gebaut hat. Von den Getreuen Siegfrieds ist Eckewart bei ihr geblieben. Sie geht mit ausgesprochener Hingabe zur Kirche und besucht, wann immer sie Zeit hat, das Grab Siegfrieds. Ute und ihre Dienerschaft wollen Kriemhild trösten, es gelingt nicht. Kriemhild spricht über drei Jahre kein Wort mehr mit Gunther und meidet jede Begegnung mit Hagen. Der hat nichts Besseres zu tun, als neue Intrigen zu spinnen. Er redet Gunther ein, wenn Kriemhild über ihren Hort der Nibelungen verfügen könnte, wäre sie sicher freundlicher gesinnt. Mit seinen Brüdern als Vermittler gibt es eine tränenreiche Versöhnung mit Gunther, zu der sich Hagen noch nicht zeigt. Um den Schatz zu holen, sind achttausend Männer nötig. Alberich wagt nicht die Herausgabe zu verweigern, da es Kriemhilds Morgengabe ist. Er bedauert noch mal, dass er damals an Siegfried die Tarnkappe verloren hat, hat er doch dadurch den Kampf und Schatz verloren. Zwölf Rüstwagen fahren Tag und Nacht voll beladen bis zu dreimal den Berg rauf und runter. So viel Gold und Edelsteine sind noch nie in Worms gewesen. Es soll sogar eine Wünschelrute aus Gold darunter sein, die kann Meister über jeden Menschen sein, soweit man sie zu benutzen weiß. Kriemhild wäre lieber mit leeren Händen dagestanden, wenn Siegfried noch leben würde. Sie nützt den Schatz für sich und gibt ihn freigiebig weiter. Dadurch bindet sie auch viele Ritter an sich, was Hagen mit Argwohn beobachtet. Als er Gunther rät, Kriemhild den Schatz wegzunehmen, widerspricht der nur zögerlich. Und so nimmt Hagen alle Schuld auf sich und bemächtigt sich der Schlüssel und stiehlt Kriemhilds Erbe. Gernot und Giselher sind aufgebracht und Gernot schlägt vor, dass es besser sei, den Schatz zu versenken, als immer wieder Leid dadurch zu erfahren. So versenkt Hagen den Schatz im Rhein, den nie mehr jemand finden wird. Und Kriemhild muss jetzt weiterleben, ohne den Mann, den sie geliebt hat, ohne Sohn und ohne Geld.
So vergehen dreizehn Jahre.
In der nächsten Woche hält König Etzel um Kriemhilds Hand an.
Bis dann ...